Bedrohungslage 2024 – Cybercrime auf Rekordhoch in Deutschland

„Die Lage ist besorgniserregend“ – mit diesen Worten beschreibt das BSI Jahr für Jahr die IT-Sicherheitslage in Deutschland. Was dramatisch klingt, lässt sich durch Zahlen untermauern: Täglich tauchen Hunderttausende neue Schadprogramme auf, die Schwachstellen ausnutzen. In diesem Artikel zeichnen wir ein Bild der aktuellen Gefahrenlage: Welche Entwicklungen sind zu beobachten, was bedeutet das für Unternehmen – und wo gibt es vielleicht auch Lichtblicke?
Alarmierende Kennzahlen zur Cybersecurity-Lage
Der aktuelle BSI-Lagebericht 2024 liefert alarmierende Kennzahlen. So wurden im Beobachtungszeitraum täglich durchschnittlich 309.000 neue Schadprogramm-Varianten registriert – ein Allzeithoch. Zum Vergleich: Im Vorjahr lag dieser Wert bereits hoch, aber etwas niedriger; die Kurve zeigt weiter steil nach oben.
Das heißt, die industrielle Produktion von Malware läuft auf Hochtouren. Hinter diesen Zahlen stecken häufig kriminelle Banden, die Baukästen für Schadsoftware anbieten (Malware-as-a-Service). Dadurch können selbst weniger versierte Kriminelle hochkomplexe Angriffe starten.
Professionalisierung der Cyberangriffe
Ein weiteres Phänomen ist die Professionalisierung der Angreifer. Das BSI beobachtet, dass Cyberkriminelle zunehmend arbeitsteilig und geschäftsmäßig vorgehen. Erpressung mit gestohlenen Daten etwa hat sich zu einem lukrativen Massenmodell entwickelt: Daten werden entwendet, um Lösegeld zu fordern – und bei Nichtzahlung wird mit Veröffentlichung gedroht (sogenannte Double Extortion).
Ransomware bleibt damit eine der größten Bedrohungen, im letzten Jahr stieg die Zahl der bekannten Ransomware-Opfer um 77 %. Besonders im Visier stehen laut BSI neben großen Unternehmen auch KMU und öffentliche Stellen, oft wegen deren geringerer Schutzmaßnahmen.
Explosionsartige Zunahme von Sicherheitslücken
Auch die Zahl der entdeckten Sicherheitslücken in Software steigt stetig. 2023 waren es rund 78 neue Schwachstellen pro Tag, ein Anstieg um 14 % gegenüber 2022. Darunter brisante „Zero-Day“-Lücken, die von Herstellern erst geschlossen werden müssen, während Angreifer sie schon ausnutzen. Das zeigt die Notwendigkeit für schnelle Update-Prozesse in Unternehmen.
Neue Angriffswege durch Digitalisierung und KI
Die fortschreitende Digitalisierung schafft zudem neue Angriffsflächen. Beispiele sind Angriffe auf Homeoffice-Arbeitsplätze oder Videokonferenz-Systeme. Hierbei nutzen Hacker oft soziale Methoden (z.B. Phishing), um in weniger geschützte Heimnetzwerke einzudringen und von dort aus auf Firmendaten zuzugreifen.
Auch KI-Technologien spielen eine Rolle: Cyberkriminelle experimentieren mit KI-Tools, um z.B. täuschend echte Deepfake-Sprachnachrichten zu produzieren (man stelle sich vor, der „Chef“ ruft an und bittet um eine Überweisung – nur dass es gar nicht der Chef ist, sondern eine KI-Stimme).
Lichtblicke: Erfolge im Kampf gegen Cybercrime
Bei all den negativen Schlagzeilen gibt es auch Lichtblicke. Die Behörden verzeichnen Erfolge in der internationalen Zusammenarbeit. Große Botnetze konnten zerschlagen werden, und einige Ransomware-Gruppen wurden von Strafverfolgern hochgenommen.
Zudem steigt das Sicherheitsbewusstsein in Wirtschaft und Politik. Die Investitionen in Cybersecurity wachsen, und viele Unternehmen erhöhen ihre Resilienz – etwa durch Notfallpläne und Cyber-Versicherungen. BSI-Präsident und Innenministerin betonen, dass die Resilienz gegen Angriffe allmählich steigt, was absolut notwendig ist.
In Summe ist die Bedrohungslage ernst: so hoch und vielfältig wie nie.
Praxis-Tipp: Bleiben Sie informiert. Lesen Sie z.B. den jährlichen BSI-Lagebericht (kostenlos auf bsi.bund.de verfügbar) oder abonnieren Sie Warnmeldungen der Allianz für Cyber-Sicherheit. Verständnis für die allgemeine Lage hilft, die Relevanz für das eigene Unternehmen besser einzuschätzen und den Handlungsbedarf zu erkennen. Nach dem Motto: Keine Panik, aber wachsam bleiben und vorbereitet sein.
Weitere Artikel
Mehr Wissen. Mehr Einblicke. Mehr Cyber Security.
Unsere Referenzen











