Business Development vs. Vertrieb – Unterschiede und Zusammenspiel

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Business Development Team plant strategische Partnerschaften mit Sales-Kollegen
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Die Verwirrung um den "Business Development Manager"

In einem aufstrebenden Startup wird eine neue Stelle ausgeschrieben: "Business Development Manager gesucht." Der Geschäftsführer erklärt stolz, man wolle das Wachstum vorantreiben. Doch intern sind viele unsicher: Was macht dieser BD-Manager anders als unser Vertriebsleiter? Ein Vertriebskollege witzelt gar: "Business Development ist doch nur ein fancy Wort für Vertrieb, oder?" – eine typische Verwechslung.

Einige Monate später zeigt sich der Unterschied: Die Business Development Managerin knüpft Kooperationen, erschließt neue Branchen und identifiziert Produktideen, während der klassische Vertrieb sich weiterhin um Deals mit Kunden kümmert. Dieses Beispiel verdeutlicht: Business Development (BD) und Vertrieb sind verwandt, aber nicht identisch.

In diesem Teil schauen wir uns die Rollenverteilung und das optimale Zusammenspiel von BD und Sales an, besonders in KMUs.

Definition: Was ist Business Development?

Business Development vs. Sales

Business Development (Geschäftsentwicklung) befasst sich mit der systematischen Weiterentwicklung des Unternehmens – es geht um strategisches Wachstum, neue Märkte, neue Partnerschaften, innovative Geschäftsmodelle. Vertrieb/Sales hingegen fokussiert sich auf den Verkauf der bestehenden Produkte/Dienstleistungen an Kunden, also die unmittelbare Umsatzgenerierung.

Kern-Unterschied:

  • Sales: Operativ und kurzfristig auf Abschlüsse aus
  • Business Development: Strategisch, langfristige Perspektive

Die Zeitperspektive als Unterscheidungsmerkmal

Während der Vertrieb sehr operativ und kurzfristig auf Abschlüsse aus ist, nimmt Business Development eine eher strategische, langfristige Perspektive ein.

AspektBusiness DevelopmentSales/Vertrieb
ZeitfokusLangfristig (6-24 Monate)Kurzfristig (1-6 Monate)
ZieleStrategisches WachstumUmsatzziele erreichen
AktivitätenMarktanalyse, PartnerschaftenKundenakquise, Deal-Closing
Erfolgs-KPIsQualitative Ziele, neue ChancenQuantitative Ziele, Umsatz
RisikoHöheres Risiko, ungewisse ErgebnisseGeringeres Risiko, planbare Ergebnisse

Die Aufgabenbereiche im Detail

Typische Business Development Aktivitäten

1. Marktchancen bewerten:

  • Analyse neuer Absatzmärkte
  • Trends erkennen und bewerten
  • Wettbewerber beobachten und analysieren
  • Marktpotenziale quantifizieren
  • Customer Journey in neuen Segmenten verstehen

2. Neue Kunden- und Geschäftsfelder identifizieren:

  • Suchen nach potenziellen Großkunden
  • Identifikation neuer Branchen für bestehende Produkte
  • Adjacent Markets erschließen
  • Geographische Expansion planen
  • Blue Ocean Strategien entwickeln

3. Strategische Partnerschaften aufbauen:

  • Kooperationen mit anderen Firmen eingehen
  • Allianzen schmieden für gemeinsame Angebote
  • Channel-Partner akquirieren
  • Technology-Partnerships entwickeln
  • Joint Ventures strukturieren

4. Geschäftsmodelle entwickeln:

  • Neue Vertriebswege konzipieren (Online, Partner, Direct)
  • Pricing-Strategien testen und optimieren
  • Produktportfolio anpassen und erweitern
  • Service-Modelle entwickeln (SaaS, Subscription, etc.)
  • Plattform-Strategien entwerfen

5. Unternehmensentwicklung intern:

  • M&A-Vorstufen und Due Diligence
  • Innovationsmanagement
  • Ecosystem-Development
  • Strategic Planning

Klassische Sales/Vertrieb Aktivitäten

Operatives Tagesgeschäft:

  • Bestehende Produkte an bekannte Zielgruppen verkaufen
  • Kundenakquise und Lead-Qualifizierung
  • Pipeline-Management und Forecasting
  • Kundenbetreuung und Account Management
  • Kurzfristige Zielerreichung (Quartalszahlen)
  • Deal-Negotiation und Contract-Closing

Organisationsmodelle: Wie BD und Sales zusammenarbeiten

Modell 1: Integrierter Ansatz

BD als Teil des Sales-Teams:

  • Business Development Representatives (BDRs) fokussieren auf Lead-Gen
  • Account Executives (AEs) schließen Deals ab
  • Strategic Account Managers entwickeln Großkunden
  • Enge Zusammenarbeit, klare Handoff-Prozesse

Vorteile:

  • Kurze Kommunikationswege
  • Einheitliche Kundenbetreuung
  • Nahtlose Übergänge von BD zu Sales

Nachteile:

  • BD könnte zu operational werden
  • Weniger strategischer Fokus
  • Kurzfristige Ziele dominieren

Modell 2: Separate Abteilungen

BD als eigenständige Funktion:

  • Business Development als strategische Abteilung
  • Sales als operative Verkaufsorganisation
  • Klare Abgrenzung der Verantwortlichkeiten
  • Regelmäßige Abstimmung zwischen beiden Bereichen

Vorteile:

  • Strategischer Fokus bleibt erhalten
  • Spezialisierung auf Stärken
  • Langfristige Planung möglich

Nachteile:

  • Silo-Gefahr
  • Koordinationsaufwand
  • Mögliche Doppelarbeit

Modell 3: Matrix-Organisation

Flexible Zusammenarbeit je nach Projekt:

  • BD und Sales arbeiten projektbezogen zusammen
  • Cross-funktionale Teams für große Opportunities
  • Shared Ownership bei strategischen Accounts

Business Development in verschiedenen Unternehmensphasen

Start-up Phase (0-50 Mitarbeiter)

BD-Fokus:

  • Product-Market-Fit validieren
  • First Customers und Use Cases identifizieren
  • Initial Partnerships aufbauen
  • Funding und Investment Relations

Integration mit Sales:

  • Meist eine Person macht beides
  • Enger Austausch zwischen Gründern und erstem Sales-Hire
  • Agile, experimentelle Herangehensweise

Wachstumsphase (50-200 Mitarbeiter)

BD-Fokus:

  • Marktexpansion in neue Segmente
  • Channel-Partner Development
  • Product-Line Extensions
  • International Expansion

Integration mit Sales:

  • Erste Spezialisierung und Arbeitsteilung
  • BD öffnet Türen, Sales schließt ab
  • Strukturierte Handoff-Prozesse entwickeln

Scale-up Phase (200+ Mitarbeiter)

BD-Fokus:

  • Strategic Partnerships und Alliances
  • M&A und Corporate Development
  • Platform und Ecosystem Strategies
  • Innovation Labs und New Ventures

Integration mit Sales:

  • Vollständig getrennte Abteilungen
  • Formal Governance und Planning Cycles
  • Shared Revenue Targets und KPIs

Das optimale Zusammenspiel: Best Practices

"Vorhut" und "Eingreiftruppe"

Optimalerweise arbeiten BD und Vertrieb Hand in Hand. Business Development kann man als "Vorhut" sehen, die neue Türen öffnet. Vertrieb ist dann die "Eingreiftruppe", die durch diese Türen geht und die konkreten Deals abschließt.

Praktisches Beispiel:

Ein BD-Manager könnte z.B. einen Kontakt zu einem potenziellen Großkunden auf C-Level herstellen und das generelle Interesse wecken – der Vertriebsleiter übernimmt dann die Detailverhandlungen zum konkreten Auftrag. Oder BD identifiziert einen neuen Markt (etwa ein Nachbarland) und baut dort erste Partner auf, während der Vertrieb später das neue Gebiet kontinuierlich bearbeitet.

Erfolgreiche Handoff-Prozesse

Strukturierte Übergabe von BD zu Sales:

  1. Qualification Criteria: Klare Definition, wann ein Lead/Opportunity bereit für Sales ist
  2. Information Transfer: Vollständige Übergabe aller relevanten Informationen
  3. Warm Introduction: Persönliche Vorstellung des Sales-Teams beim Kunden
  4. Collaborative Phase: Gemeinsame Betreuung in der Übergangsphase
  5. Ongoing Support: BD unterstützt bei strategischen Fragen auch nach Übergabe

Kommunikations-Rhythmus etablieren

Regelmäßiger Austausch zwischen BD und Sales:

  • Wöchentlich: Pipeline-Review mit BD-generierten Opportunities
  • Monatlich: Market Intelligence Sharing und Trend-Updates
  • Quartalsweise: Strategic Planning und Territory/Account Planning
  • Jährlich: Go-to-Market Strategy und Annual Planning

KPIs und Erfolgsmessung

Business Development KPIs

Quantitative Metriken:

  • New Market Opportunities: Anzahl identifizierter neuer Märkte
  • Partnership Deals: Abgeschlossene strategische Partnerschaften
  • Pipeline Value: Wert der BD-generierten Sales Pipeline
  • Time to Market: Geschwindigkeit der Markterschließung

Qualitative Bewertung:

  • Strategic Alignment: Beitrag zur Unternehmensstrategie
  • Innovation Impact: Neue Geschäftsmodelle und Produktideen
  • Market Position: Verbesserung der Marktposition
  • Competitive Advantage: Aufbau nachhaltiger Wettbewerbsvorteile

Unterschied zu Sales KPIs:

Der weitere Unterschied liegt oft im Zeithorizont und der Messbarkeit: Vertriebsleistung wird an kurzfristigen KPIs gemessen, Business Development hat eher qualitative Ziele (z.B. "3 neue Partnerschaften im Jahr") und Erfolge, die sich vielleicht erst in ein bis zwei Jahren im Umsatz niederschlagen.

Shared Metrics für Alignment

Gemeinsame Erfolgskennzahlen:

MetrikBD ContributionSales ContributionShared Ownership
New Customer AcquisitionLead Gen, Market ExpansionDeal Closing, Relationship MgmtAnzahl Neukunden
Revenue GrowthNew Markets, PartnershipsUpselling, Cross-sellingGesamtumsatz
Market ShareCompetitive IntelligenceWin RatesMarktanteil
Customer Lifetime ValueAccount StrategyAccount ManagementCLV Optimization

Herausforderungen und Lösungsansätze

Challenge 1: Unterschiedliche Erfolgshorizonte

Problem: BD arbeitet langfristig, Sales braucht kurzfristige Ergebnisse

Lösung:

  • Balanced Scorecard mit kurz- und langfristigen Zielen
  • Milestone-basierte BD-Projekte
  • Shared Incentives für gemeinsame Erfolge

Challenge 2: Unklare Abgrenzungen

Problem: Überschneidungen und Kompetenzgerangel

Lösung:

  • RACI-Matrix für Verantwortlichkeiten
  • Klare Handoff-Kriterien
  • Regelmäßige Abstimmungsmeetings

Challenge 3: Ressourcenkonkurrenz

Problem: BD und Sales konkurrieren um Budget und Aufmerksamkeit

Lösung:

  • Separate Budgets mit klaren Allokationen
  • ROI-Tracking für beide Bereiche
  • Executive Sponsorship für BD-Initiativen

Business Development für KMUs: Praktische Umsetzung

"Do I need a BD function?"

Überlegen Sie, ob Ihr Unternehmen Business Development als eigene Funktion braucht. Bei kleineren Firmen übernimmt oft die Geschäftsführung oder der Vertrieb diese Aufgabe mit – was in Ordnung ist, solange es bewusst geschieht.

BD macht Sinn wenn:

  • Sie in neue Märkte expandieren wollen
  • Strategische Partnerschaften wichtig für Ihr Geschäft sind
  • Ihr Markt schnell verändert und Innovation braucht
  • Sie über ausreichend Ressourcen verfügen

BD ist noch nicht nötig wenn:

  • Der aktuelle Markt noch nicht ausgeschöpft ist
  • Sales-Performance optimiert werden muss
  • Ressourcen begrenzt sind
  • Das Geschäftsmodell noch nicht etabliert ist

Start-Optionen für KMUs

Option 1: Internal Hire

  • Pro: Vollständige Kontrolle, Unternehmenswissen
  • Con: Hohe Kosten, Recruiting-Challenge
  • Best for: Etablierte KMUs mit klarer BD-Strategie

Option 2: External Consultant

  • Pro: Flexibilität, externe Expertise
  • Con: Weniger Commitment, höhere Stundensätze
  • Best for: Projektbasierte BD-Initiativen

Option 3: Sales-BD Hybrid Role

  • Pro: Kosteneffizient, praxisnahe Umsätzung
  • Con: Möglicher Fokus-Verlust
  • Best for: Kleinere KMUs mit erfahrenen Sales-Leads

BD-Aktivitäten für KMUs priorisieren

High Impact, Low Effort:

  • Customer Interviews für neue Use Cases
  • Competitive Intelligence Gathering
  • Partner Referral Programs
  • Adjacent Market Research

High Impact, High Effort:

  • Strategic Partnership Development
  • International Market Entry
  • New Product Line Development
  • M&A Opportunities

Tools und Technologien für Business Development

Market Intelligence Tools

Research und Analysis:

  • Crunchbase: Company Intelligence und Funding Data
  • PitchBook: Market Research und Competitive Analysis
  • CB Insights: Trend Analysis und Market Mapping
  • Statista: Market Size und Industry Reports

Partnership Management

Relationship und Collaboration Tools:

  • PartnerFleet: Partner Relationship Management
  • Crossbeam: Partner Ecosystem Intelligence
  • Allbound: Channel Partner Management
  • LinkedIn Sales Navigator: Relationship Mapping

Project und Strategy Management

Planning und Execution:

  • Asana/Monday: BD Project Tracking
  • Miro/Mural: Strategy Workshops und Business Model Canvas
  • Airtable: Opportunity und Partnership Databases
  • Notion: Knowledge Management und Documentation

Erfolgreiche BD-Sales Kooperation: Case Studies

Case Study 1: SaaS-Startup Marktexpansion

Situation: 50-Person SaaS-Unternehmen will von SMB zu Enterprise expandieren

BD-Rolle:

  • Enterprise-Buyer-Personas entwickeln
  • Pilot-Kunden in Enterprise-Segment identifizieren
  • Product-Feature-Requirements sammeln

Sales-Rolle:

  • Enterprise-Sales-Prozess aufbauen
  • Längere Sales-Cycles managen
  • Complex Deal Negotiations führen

Ergebnis: 40% Revenue Growth durch successful Enterprise Expansion

Case Study 2: Manufacturing Partnership

Situation: Traditioneller Hersteller sucht digitale Transformation

BD-Rolle:

  • Technology Partner Evaluation
  • Joint Solution Development
  • Go-to-Market Strategy für Partnership

Sales-Rolle:

  • Existing Customer Education über neue Solutions
  • Partner-Sales Training und Enablement
  • Cross-selling Enhanced Solutions

Ergebnis: Neue Revenue Streams durch Digital Services

Die Zukunft von Business Development

Emerging Trends

Was verändert Business Development:

  • Ecosystem Thinking: Platform-basierte Geschäftsmodelle
  • Data-Driven BD: Analytics für Market Intelligence
  • Virtual Relationship Building: Digital-first Partnership Development
  • Agile BD Methods: Lean Startup Methods für BD
  • Sustainability Focus: ESG-getriebene Partnerships

Skills für moderne BD-Professionals

Technical Skills:

  • Data Analysis und Market Research
  • Financial Modeling und Business Case Development
  • Project Management und Agile Methods
  • Digital Marketing und Social Selling

Soft Skills:

  • Strategic Thinking und Systems Perspective
  • Relationship Building und Networking
  • Negotiation und Influence
  • Entrepreneurial Mindset

Fazit: Zwei Seiten derselben Medaille

Business Development und Vertrieb sind keine Konkurrenten, sondern Ergänzungen. Während Sales das Heute sichert, baut BD das Morgen auf. Die Kunst liegt darin, beide Funktionen so zu orchestrieren, dass kurzfristige Ziele erreicht und gleichzeitig langfristige Chancen entwickelt werden.

Für KMUs ist es wichtig, bewusst zu entscheiden, welche BD-Aktivitäten sie brauchen und wie sie diese mit dem Vertrieb verzahnen. Oft ist eine evolutive Herangehensweise sinnvoll: Start mit BD-Aktivitäten im Sales-Team, dann schrittweise Spezialisierung.

Der Schlüssel zum Erfolg liegt in klarer Kommunikation, definierten Prozessen und gemeinsamen Zielen. Wenn BD neue Türen öffnet und Sales sie erfolgreich durchschreitet, entsteht ein mächtiger Wachstumsmotor.

Bereit für strategisches Wachstum? Unsere Business Development Experten helfen Ihnen dabei, neue Märkte zu erschließen, Partnerschaften aufzubauen und Ihr Geschäftsmodell weiterzuentwickeln. Kontaktieren Sie uns für eine kostenlose Strategieberatung!

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