Cyberversicherung für KMU – Rettungsanker oder trügerische Sicherheit?

Veröffentlicht am
Symbolbild einer Cyberversicherungspolice mit Schutzschild über Computer
Autoren
Philipp Frisch
Geschäftsführer
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Immer öfter hört man von Cyberversicherungen, die bei Hackerangriffen finanzielle Schäden abfedern sollen. Für kleine und mittlere Unternehmen klingt das verlockend: Eine Police abschließen und damit beruhigt schlafen? Doch ganz so einfach ist es nicht. In dieser Geschichte hatte ein kleines Unternehmen eine Cyberversicherung – als der Ernstfall eintrat, stellte sich heraus, dass viele Kosten doch an ihm hängen blieben, weil einige Sicherheitsvorkehrungen fehlten. In diesem Artikel beleuchten wir, wann Cyberversicherungen sinnvoll sind, was sie leisten und worauf KMU achten sollten.

Was deckt eine Cyberversicherung typischerweise ab?

Solche Versicherungen springen typischerweise bei finanziellen Schäden durch Cyberangriffe ein. Dazu können gehören:

  • Kosten für Datenwiederherstellung
  • Betriebsunterbrechungsschäden
  • Forensische Untersuchungen
  • Benachrichtigung von Kunden bei Datenschutzverletzungen
  • Eventuelle Lösegeldzahlungen (wobei Letzteres umstritten ist)

Moderne Policen bieten oft auch Services an, z.B. Hotline-Unterstützung durch IT-Experten oder Übernahme von Rechtsberatung bei Datenschutzvorfällen. Einige Versicherer vermitteln im Ernstfall Spezialisten, die bei der Bewältigung des Angriffs helfen, oder decken PR-Kosten ab, um Reputationsschäden zu begrenzen.

Voraussetzungen für den Versicherungsschutz

Aber: Eine Cyberversicherung greift nur, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind. Versicherer verlangen in der Regel, dass grundlegende Sicherheitsmaßnahmen im Unternehmen vorhanden sind – etwa aktuelle Virensoftware, Firewall, regelmäßige Backups und Mitarbeiterschulungen. Diese Anforderungen stehen im Kleingedruckten der Verträge.

Erfüllt ein Unternehmen diese Mindeststandards nicht, kann der Versicherer die Zahlung verweigern oder Leistungen kürzen (Stichwort grobe Fahrlässigkeit). Mit anderen Worten: Ohne eigenes Zutun gibt es keinen vollen Schutz. Die Versicherung ist eher ein Rettungsnetz zusätzlich zu Ihren eigenen Sicherheitsanstrengungen, nicht stattdessen.

Nutzen und Grenzen einer Cyberversicherung

Für KMU, die keine Rücklagen für IT-Notfälle haben, kann eine Cyberversicherung existenzrettend sein. Beispielsweise können Forensik- und Wiederherstellungskosten schnell hohe fünfstellige Beträge erreichen – eine Summe, die viele kleine Unternehmen nicht ohne weiteres stemmen können. Die Versicherung zahlt dann, damit Sie rasch wieder handlungsfähig sind.

Andererseits ersetzt Geld nicht alles: Datenverlust lässt sich oft trotz Zahlung nicht vollständig rückgängig machen (Daten sind unwiederbringlich verloren oder gelangen in falsche Hände). Und Imageschäden kann keine Versicherung der Welt reparieren – verlorenes Kundenvertrauen muss man selbst durch Transparenz und Verbesserungen zurückgewinnen.

Wichtige Aspekte beim Abschluss einer Cyberversicherung

Vergleichen Sie die Bedingungen verschiedener Anbieter genau. Wichtige Punkte:

Deckungssumme und Selbstbeteiligung

Wie viel wird maximal gezahlt? Was tragen Sie selbst? Achten Sie auf das Kleingedruckte zu Sublimits – manchmal gelten für bestimmte Schadenarten niedrigere Grenzen.

Abgedeckte Szenarien

Prüfen Sie genau: Sind nur Hackerangriffe oder auch Innentäter abgedeckt? Gibt es Einschluss von Social Engineering? Können DSGVO-Bußgelder (soweit zulässig) übernommen werden?

Services und Reaktionszeit

Stellt die Versicherung im Notfall sofort Experten? Gibt es 24/7-Erreichbarkeit? Wie schnell können Sie Hilfe erwarten, wenn ein Angriff erfolgt?

Obliegenheiten und Pflichten

Welche Sicherheitsmaßnahmen müssen Sie einhalten? Gibt es regelmäßige Prüfungen? Manche Policen verpflichten Sie zu bestimmten Mindeststandards, deren Nichteinhaltung den Versicherungsschutz gefährden kann.

Praxis-Tipp: Sehen Sie eine Cyberversicherung als Ergänzung, nicht als Ersatz. Machen Sie Ihre „Hausaufgaben“ in puncto IT-Sicherheit, damit Sie die Versicherung hoffentlich nie in Anspruch nehmen müssen. Wenn Sie eine Police abschließen, nutzen Sie eventuell angebotene Präventionsservices (manche Versicherer bieten z.B. Security-Scans oder Mitarbeiterschulungen an). Und vor allem: Haben Sie im Schadensfall die Notrufnummer der Versicherung parat und informieren Sie diese unverzüglich, um Leistungen nicht zu gefährden. So kombiniert, schaffen Sie sich ein Sicherheitsnetz für den digitalen Ernstfall.

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